Es ist Zeit ...


Ein Bericht über die Nordseeexkursion des eA- Kurses Biologie 2016

 

Sorgsam präsentiert der große elegante Vogel seinem Weibchen einen Zweig Blasentang zum Nestbau. Bestätigend schnäbelt das Pärchen. Die Schüler sind begeistert. Hoch über dem Meer und ganz nah an der dicht besetzten Vogelkolonie am Lummenfelsen auf Helgoland steht die Gruppe und staunt über die Vielfalt, den Ohren betäubenden Lärm, das An- und Abfliegen, die offensichtliche Konkurrenzvermeidung zwischen den Arten .

Und dann werden noch die Küken entdeckt: Sicher sitzen sie voller Daunen auf den Felsabsätzen aufgereiht und werden gefüttert . Nach übereinstimmender Meinung sind diese Beobachtungen der Baßtölpel der Höhepunkt der Exkursion vom 13.-17.Juni 2016 des eA- Kurses Biologie mit Frau Kelle.

Viele der beeindruckenden Seevögel benutzen kein Naturmaterial, sondern Teile von Netzen zum Nestbau. Oft verfangen sie sich auf der Suche im Wasser darin und werden zu Opfern.

Plastikabfälle im Meer waren schon zwei Tage zuvor im Klimahaus Bremerhaven thematisiert worden. Das einmalige Ökosystem ist störanfällig für die Eingriffe des Menschen, wie auch die anderen Eindrücke und Erfahrungen zeigen. Auf der Überfahrt zur Insel ging es vorbei an Offshore – Windkraftanlagen, die für Tausende von Haushalten umweltfreundlich Strom erzeugen. Über 120 m hohe Windräder waren angeschaltet, eine andere Anlage war im Bau. Sie stören in der Bauphase die Kommunikation der Meerestiere und im Betrieb die Flugrouten der Zugvögel.

Riesige Containerschiffe gaben sichtbar Ballastwasser ab, was in anderen Meeren aufgenommen wurde. Darin befinden sich Larven und Lebensformen, die in der Deutschen Bucht zu Konkurrenten heimischer Arten werden . Durch die Meeresströmung ist die Pazifische Auster von der französischen Küste, wo sie kultiviert wird, als Neozoon in die Nordsee gekommen. Sie hat die Europäische Auster fast vollständig verdrängt und bedroht auch die Miesmuschelbestände. Im Mischwatt des Wattenmeeres hatten einige Schüler der Gruppe den Eindringling gefunden.

Andere Bewohner des Weltnaturerbes Wattenmeer  waren nach der Wanderung unter den Binokularen im Nationalparkhaus Dorum beobachtet worden: Wattwürmer mit ihren Kiemen, Seepocken mit gefiederten Fangarmen, Siphone der Plattmuscheln, Wohnbauten der Bäumchenröhrenwürmer.

Das Wattenmeer gilt als Kinderstube der Fischschwärme der Nordsee, die jahrzehntelang hemmungslos ausgebeutet wurden. Von Ursachen und Folgen des Niedergangs der deutschen Küsten- und Hochseefischerei, vom zertifizierten Fischfang und von der Wiederansiedlung des Hummers vor Helgoland hatten die Exkursionsteilnehmer schon am ersten Tag gehört. In einer Manufaktur am alten Fischereihafen Bremerhaven waren gefangene Fische und ihre Verarbeitungsprodukte ganz nah zu sehen - und  zu kosten gewesen

Beim vielstündigen Besuch des Klimahauses 8°Ost haben die Schüler die Erde einmal auf dem 8. Längengrad umrundet. Sie haben erkannt, dass nicht nur das Wattenmeer als weltweit einzigartige Naturlandschaft durch den Klimawandel und andere direkte Eingriffe des Menschen bedroht ist, sondern überall auf unserer Erde ernst zu nehmende Veränderungen feststellbar sind. Welche Chancen und Perspektiven existieren, um diesen Prozess aufzuhalten, analysierten die 11. Klässler in kleinen Gruppen.

Es ist Zeit! „… und ich will Dir zeigen, wie groß Du bist, wie stark und machtvoll, um daran mitzuwirken, die Welt Deiner Kinder zu erhalten. Es ist Zeit!“ Im Eingangsbereich des Klimahauses ist dieses Zitat zu lesen.

Durch die komplexen und vielfältigen Einblicke, die begeisterte Atmosphäre in der Gruppe und dem großen Lerneffekt konnte die Exkursion diesem Ziel entsprechen.

Als Arbeitsgrundlage und Ergebnis der abendlichen Seminare entstand ein 18-seitiges Material, das die Schülergruppe selbst gestaltet hat und jeder Teilnehmer in den Händen hält.

 

Eva-Maria Kelle

 

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