Sommerferien optimal I- Humboldt-Gymnasiasten bei der Deutschen Schülerakademie


Thao Nguyen aus der 11. Klasse ist im Förderprogramm der START- Stiftung. Hervorragende schulische Leistungen und Erfolge bei Jugend forscht auf Landesebene, Mitglied einer AG der Hochschule NDH, Teilnahmerin des Landesausscheids der Biologie-Olympiade, Kurssprecher in der 11/3.... Sie verbrachte 16 Tage ihrer Sommerferien auf eine ganz besondere Weise.
„Herzlich willkommen im Nerdcamp!“
„Bist du verrückt? Warum tust du dir das an?“, bekam ich von vielen zu hören, als ich denen von meiner diesjährigen Teilnahme an der DSA erzählte.
Die START-Stiftung, von der ich ein Stipendium für engagierte Schüler mit Migrationshintergrund erhalte und die mich fördert, hatte mich dafür vorgeschlagen.
Die Deutsche Schülerakademie (DSA) ist ein außerschulisches Programm von „Bildung und Begabung“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten zur Förderung besonders leistungsfähiger und motivierter Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe.[1] Hört sich streberhaft und langweilig an? War es aber bei Weitem nicht!
Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich im Vorfeld schon meine Bedenken hatte, ob ich wirklich 16 Tage meiner wertvollen Sommerferien opfern will um in einem Internat in Braunschweig mit mehr als 90 anderen Jugendlichen aus ganz Deutschland, die wahrscheinlich allesamt Nerds sind, Zeit zu verbringen und zu lernen.
Doch direkt nach meiner Ankunft waren alle Zweifel wie weggeblasen. Freundlich wurde ich von der AKL (Akademie-und Kursleitung) mit Süßigkeiten begrüßt und den bereits Ankommenden, die ganz und gar nicht den Eindruck eines „typischen Strebers“ machten, in Empfang genommen.
Im Plenum, das jeden Morgen stattfand, um die wichtigsten Informationen auszutauschen, wurde uns endgültig die Zweifel genommen. „Macht das Beste aus der Zeit! Und genießt es vor allem!“, versuchte uns die AKL immer wieder deutlich zu machen.
Neben den zahlreichen küAs (kursübergreifende Angebote), die meist von uns Teilnehmern angeboten wurden, stand natürlich der Kurs im Vordergrund. Meiner lautete Elite(n), Historische Linien der Definition und Erforschung alias „Club der lebenden Denker“. Wir beschäftigten uns u.a. mit den Merkmalen der jeweiligen Teileliten, wer zur Elite gehört und der Elitenrekrutierung, wobei wir uns auf die Politik und Wirtschaft konzentrierten. Zur Vorbereitung bekam jeder bereits einige Monate vorher einen ca. 300-seitigen Reader per Post nach Hause geschickt. Nach dem anfänglichen Schock war ich mehr als nur erleichtert, dass nur das erste Kapitel gelesen werden musste und mit dem anderen Material erst im Kurs gearbeitet wurde.
Ein Ziel der DSA war es auch, uns an die Grenzen zu bringen und so war es nicht unüblich, dass wissenschaftliche Texte bis spät abends noch gelesen werden mussten oder an Dokumentationstexten gearbeitet wurde. Hier wurden wir an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt, um das Erarbeitete festzuhalten. Häufig sollten wir auch Kurzvorträge und Präsentationen innerhalb weniger Stunden vorbereiten und unsere Ergebnisse in Gruppen vorstellen.
Als „Erholung“ zum Kursalltag wurde schon bald die lang ersehnte Exkursion durchgeführt. Obwohl ich die Fahrradtour mit anschließendem Schlossbesuch, das Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Weltkulturerbe-Stadt Goslar sehr spannend fand, entschied ich mich letzten Endes für die Kanufahrt auf der Oker, der durch Braunschweig fließende Fluss.
Nach gut einer Woche fand dann die Rotation statt. An diesem Tag bekamen wir jeweils einen kleinen Einblick in die anderen Kurse, die sich z.B. mit hochkomplizierten mathematischen Formeln beschäftigten, die Wirtschaftskonzepte von berühmten Ökonomen verglichen, den Journalismus im digitalen Zeitalter untersuchten oder die guten und schlechten Helden u.a. in Krimis analysierten.
Doch trotz alledem kam die Freizeit nie zu kurz. Jeden Tag wurden zahlreiche küAs wie Tischtennis, Ultimate Frisbee, Tanzen, Zeichnen und Schwedisch angeboten. Häufig wurde gegen Mitternacht noch Basketball und Massenvölkerball gespielt, Teleskope wurden für die Stern-und Mondbeobachtung aufgebaut oder man ließ den Tag am Lagerfeuer mit Stockbrot, harmonischen Gitarrenklängen und gemeinsamem Singen gemütlich ausklingen. Sogar ein Casinoabend wurde gestaltet („Verzocken“ beim Pokern inklusive!) und oft wurde noch in die Morgenstunden lebhaft debattiert und auch teilweise über politische Themen diskutiert, denn eine Nachtruhe gab es zum Glück nicht. Deshalb wurde die Mittagsschlaf-küA von vielen erfreut wahrgenommen, da der Schlaf bei der DSA definitiv zu kurz kommt!
Die größte küA bildete der Chor, an dem auch ich teilnahm. Abgerundet wurde dies mit einem Konzert in der Kirche. Um Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu erregen, führten wir einen Flashmob vor dem großen Einkaufszentrum auf und es hat sich wirklich gelohnt. Die Zuschauer waren von dem Akademieorchester und der Mischung aus klassischen und modernen Liedern des Chores begeistert.
Etwas ganz spezielles war auch das starke Gemeinschaftsgefühl und das Miteinander aller Teilnehmer während der gesamten Zeit. Ebenso das Verhältnis zwischen der AKL und uns selbst, das sehr locker und beinahe freundschaftlich war (Siezen war strengstens verboten!). Man darf sich das nicht wie in der Schule vorstellen, wo meist zwischen Unterricht und Privatem getrennt wird. Die AKL machte z.B. bei Wasserschlachten mit, sangen mit uns im Chor, backten, spielten mit uns Badminton und feierten sogar mit uns bei der „Halbzeitparty“. Vor allem aber beim Volley-und Fußballturnier gegen sie hatten wir alle unseren Spaß.
Nach dem „Bunten Abend“ und der großen Abschlussparty hieß es leider schon Abschied nehmen. Dieser fiel uns allen unglaublich schwer, denn in diesen 16 Tagen, die viel zu schnell vergingen, entstanden nicht nur neue Freundschaften. Wir sind alle auch als Gruppe zusammengewachsen, sodass am Ende sehr viele Tränen flossen, sogar ein paar bei der AKL.
Abschließend muss noch gesagt werden, dass es ziemlich schwer ist, die gesamte DSA in Worte zusammen zu fassen. Man muss es selbst erlebt haben!