Ferien der anderen Art

Jessica (u.l.) bei der Schülerakademie

Jessica (u.l.) bei der Schülerakademie

Die Deutsche Schülerakademie fördert sehr gute zukünftige Abiturienten durch Teilnahme an besonderen Seminaren und Workshops. Diese können philosophische, naturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche Themen umfassen und finden an unterschiedlichsten Orten in Deutschland statt.

In jedem Schuljahr kann auch unser Gymnasium Vorschläge unterbreiten. Der Schulförderverein unterstützt diese Form der Begabungsförderung großzügig durch ein Stipendium, das die Hälfte der Kurskosten abdeckt.

Nach einem Ranking in den 11. Klassen (jetzt 12.) wurde Jessica Deistler benannt und konnte im Juli an einem Kurs der Schülerakademie teilnehmen. Sie erinnert sich....

 

Ich erinnere mich an …

Ich erinnere mich an eine Zeit, da dachten ich und 14 andere Jugendliche: „Filmanfänge – bei denen werden doch nur Charaktere, der Handlungsort und die -zeit eingeführt, damit es mit der Geschichte losgehen kann“. Das war vor unserer ersten Kurseinheit „Showing and Telling“ bei der Deutschen Schülerakademie (kurz DSA). Nachdem wir aber über einen Filmausschnitt mit einer Länge von 2:20 Minuten ganze 45 Minuten diskutiert haben, und dabei die komplette Handlung des Films herausfanden, waren wir schnell anderer Meinung.

Das Abenteuer DSA begann schon zuhause, nachdem ich einen Brief meiner Kursleiter (kurz KL) erhielt und ein Referat für meinen Kurs vorbereiten musste. Wie bei jedem ‚Ruf des Abenteuers‘ im Film folgte auch bei mir schnell die ‚Weigerung‘. Fragen wie „Passe ich da hinein?“, „Soll ich da wirklich hin?“ oder „Warum mach ich mir die Arbeit, das sind meine letzten Sommerferien“ kamen mir in den Kopf, jedes Mal, wenn ich an meinem Referat arbeitete. Und doch machte ich mich am 13. Juli auf den Weg zur Klosterschule Roßleben.

Die Ankunft könnte man mit dem ‚Übertreten der ersten Schwelle‘ im Film vergleichen. Denn als ich den Innenhof des Schulgebäudes betrat, kam ich in eine andere, neue Welt. Ich wurde herzlich von Akademie- und Kursleitenden (kurz AKL) begrüßt. Nachdem ich mein Namensschild erhielt und meinen Koffer ins Zimmer gebracht hatte, begann schon die erste Aufgabe. Es war eine Geländerallye „damit ihr das Gelände besser kennenlernt“. Ja, das Gelände war zwar groß, aber Ziel der Aufgabe war es eigentlich, mit anderen Teilnehmern (kurz TN) in Kontakt zu kommen. Und das hat super funktioniert, denn schon hierbei habe ich zwei meiner guten Freunde aus der Akademie kennengelernt.

Die normalen Akademietage folgten einem immer gleichen Muster. Nach dem Frühstück ging es zum Plenum, bei dem die wichtigsten Punkte des Tages genannt, die Musikproben und Kursübergreifenden Angebote (kurz KüAs, die DSA liebt Abkürzungen) organisiert wurden und der Presseclub, in dem auch ich mitgewirkt habe, über die neuesten Ereignisse in der Welt berichtet hatte. Anschließend folgten 3 Stunden Kurseinheit, in der ich mit der Welt des Films vertraut gemacht wurde. Nach dem Mittag dann KüAs, 2 Stunden Kurs und noch mehr KüAs bis spät in die Nacht, denn Nachtruhe gab es nicht. Damit war Schlafmangel vorprogrammiert.

Und der war bei der Kursarbeit gar nicht vorteilhaft. Ich war, wie schon erwähnt, im Kurs „Showing and Telling – Geschichten erzählen, Bilder verstehen“. Wir wurden schnell als „der andere Kurs“ abgestempelt, aber darauf waren wir auch mehr als stolz. Unsere KL waren die Jüngsten der Akademie, aber gleichzeitig auch die Coolsten. In unserem Kurs haben wir uns hauptsächlich mit Filmen beschäftigt, also Einstellungsgrößen und Montage analysiert und über die Handlung eines Films diskutiert. Wir bekamen innerhalb von 16 Tagen einen großen, umfangreichen Einblick in die Filmwissenschaft. So lernte ich z.B. das Beat-Sheet von Blake Snyder oder die Heldenreise von Christopher Vogler kennen, zwei Schemata, wie man die Handlung in einem Film strukturieren kann. Ich kann meinen KL nur zustimmen indem ich sage, dass ich Filme jetzt auf eine andere Art und Weise ansehe.

Da wir am Sonntagvormittag frei hatten und das Akademiegeschehen erst am Nachmittag losging, nutzen wir diese Sitzungen für den anderen Part meines Kurses, das kreative Schreiben. Hierbei nutzen wir eine Übung, die ich jetzt nach der Akademie unbedingt fortführen möchte. Wir bekamen von unseren KL einen Satz als Einstieg und schrieben dann 7 Minuten ununterbrochen alles auf, was uns in den Kopf kam. Wir mussten auch nicht auf Zeichensetzung, Grammatik oder Rechtschreibung achten, alles in allem eine willkommene Abwechslung zu dem Text schreiben in der Schule.

Zwischendurch gab es eine Exkursion, die für mich nach Erfurt führte, für andere nach Weimar, manche fuhren Fahrrad, gingen Wandern oder machten eine Kanu-Tour.

Ein anderer Tag trug den Titel „Rotation“. An diesem wurden wir in Gruppen aufgeteilt um ein 20-minütiges Referat über unseren Kurs vor anderen TN zu halten. Sie sollten darüber einen Einblick in unsere Kursarbeit erlangen. Die Referate unseres Kurses wurden mit am meisten erwartet, denn keiner der TN hatte eine wirkliche Vorstellung davon, was wir den ganzen Tag machten. Wir bekamen aber auch Einblick in die Kurse der Chemiker, Humangeographen, Wirtschaftler, Linguisten oder Codierer der Akademie, was sehr interessant war.

Am Abend folgte ein Sportturnier, bei dem die einzelnen Kurse und auch die AKL gegeneinander im Quidditch auf Poolnudeln antraten. Unser Team Moneyshot wurde, dank heldenhafter Verteidigung mit der Wasserpistole durch unseren KL, nur Vorletzte. Wir hätten vielleicht doch vorher ein paar Quidditch-Szenen aus Harry Potter analysieren sollen.

In der zweiten Woche folgte der Kampf gegen den Feind aller TN, die Dokumentation. Denn Ziel der Akademie war auch das Schreiben eines wissenschaftlichen Berichts. Daran saßen viele bis tief in die Nacht. Die finale Fassung war meist erst die dritte oder vierte. Alle haben die Dokumentation verflucht. Nicht zuletzt, weil man durch das Schreiben von coolen KüAs ferngehalten wurde. Und doch hat es sich irgendwo auch gelohnt.

Am vorletzten Tag war das große Abschlusskonzert. Auch ich konnte meinen Teil beitragen in Form eines kleinen Duetts und eines Bandauftritts. Gerade mit letzterem konnten wir für richtig gute Stimmung sorgen. Es war ein wunderschönes, abwechslungsreiches Konzert.

Am letzten Tag folgte dann der Bunte Abend, für den sich jeder Kurs einen Beitrag als Dankeschön für die AKL einfallen ließ. Das reichte von einem Video über einen Kanon bis hin zu uns Paradiesvögeln, die Circle of Life sangen, einen Tanz aus einem Film mehr oder weniger gut vortanzten und unserem kreativen Schreiben alle Ehre machten. Im Anschluss folgte die große Abschlussparty, während der auch fleißig Briefe für alle lieb gewonnenen Menschen geschrieben wurden.

Abgeschlossen wurde die Akademie durch einen tränenreichen Abschied. Keiner wollte sich von seinen Freunden verabschieden. Doch alles Schöne kommt einmal zu einem Ende…

 

An dieser Stelle deshalb einen großen Dank an Frau Kelle und Herrn Köthe, die mich für die Auswahl vorgeschlagen haben und mir somit dieses unglaubliche Erlebnis ermöglicht haben! Vielen Dank an den Schulförderverein für das unterstützende Stipendium. So konnte ich Erinnerungen und Erfahrungen sammeln, die mich mein Leben lang begleiten werden.

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